Weiterbildung ist ein Muss, muss aber nicht teuer sein. Klar, es gibt Mehrtages-Workshops, die locker über 1.000 Euro kosten können. Genauso gibt es richtig gute Seminare, die so gut wie nichts kosten, weil sie stark gefördert werden. Ein paar Möglichkeiten an eine gute und kostengünstige, wenn nicht gar kostenlose Weiterbildung zu kommen, haben wir hier zusammengestellt.
Wichtig: Wir wollen mit diesem Beitrag kommerziellen Anbietern nicht die Kundschaft abspenstig machen. Aber zur wirtschaftlichen Realität vieler freien Journalisten gehört es eben, dass sich das Geld für ein Seminar woanders verkniffen werden muss. Vom „Ausfalltag“, an dem kein Honorar erwirtschaftet werden kann, ganz zu schweigen.
Seminare unter 100 Euro
So hat beispielsweise die Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen mit einer Stiftung für Lokaljournalismus das Programm „Vor Ort NRW.“ aufgelegt. Im letzten Jahr gab es hier jede Menge geförderte Seminare, nicht nur für Lokaljournalisten. Der Tagespreis lag zum Teil nur bei 30 Euro.
Wer Mitglied in einer Gewerkschaft ist, kann sich ebenfalls günstig weiterbilden. Einige DJV-Landesverbände bieten für ihre Mitglieder kostenlose Seminare an, bei anderen kosten die Seminare einen vergleichsweise geringen Betrag.
Stiftungen bieten ebenfalls günstige Seminare an, zum Beispiel die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung.
Mit der Bildungsprämie Weiterbildung finanzieren
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat schon seit vielen Jahren die Bildungsprämie im Angebot. Wer über ein zu versteuerndes Einkommen von maximal 20.000 Euro (als gemeinsam Veranlagte 40.000 Euro) verfügt, kann die Prämie in Anspruch nehmen. Dann wird die Hälfte der Seminargebühr übernommen, maximal 500 Euro. Das Ganze muss jedoch alles im Vorfeld beantragt werden und nicht jede Weiterbildung ist förderungsfähig. Ein typisch deutsches Programm halt.
Einzelne Bundesländer bieten übrigens ähnliche Programme an.
Online-Kurse für Journalisten
Und wer wie ich einfach nicht das passende Seminar findet oder keine Lust auf ein Seminar hat, kann online jede Menge Gratiskurse belegen. So wie es bei YouTube jede Menge Tutorials von Angeln über Kochen bis hin zum perfekten Make-Up gibt, ist auch das Angebot an Tutorials für Journalisten in letzter Zeit stark gewachsen.
torial academy bei YouTube
Bereits mehr als 20 Videos zu Themen wie Snapchat oder konstruktivem Journalismus gibt es im YouTube-Kanal von torial. Ansonsten sieht es mit deutschsprachigen Videos eher mau aus. Auf Englisch ist das Angebot wesentlich größer, jedoch sind die Themen nicht immer eins zu eins übertragbar.
Datenjournalismus für Lokalreporter
Das gemeinnützige Recherchezentrum CORRECTIV bietet einen Einsteiger-Kurs zum Datenjournalismus an. Ebenfalls mit Video-Tutorials wird hier erklärt, wo es Daten gibt, wie man sie aufbereitet und darin spannende Geschichten entdecken kann. Natürlich können auch Nicht-Lokalreporter davon profitieren. Das Ganze ist kostenfrei und ohne Registrierung abrufbar.
Online-Kurse zum Thema Journalismus
Für die Kurse der University of Texas muss man Englisch können. Ansonsten gibt es keine Voraussetzungen und jeder kann kostenlos an den Kursen des Knight Centers teilnehmen. Lediglich für ein Zertifikat über das Gelernte zahlt man eine Gebühr in Höhe von 30 US-Dollar. Dieser Kurs ist ein klassischer massive open online courses, kurz MOOC.
Lecturio ist ein deutschsprachiger Anbieter. Die „Große Schule des Journalismus“ hat dort eine Laufzeit von über 18 Stunden und kostet im Monat 50 Euro. Die Mindestlaufzeit beträgt zwölf Monate, so dass man auf Gesamtkosten von 600 Euro kommt (Stand 8/2019). Wer die Summe für die gesamte Zeit auf einmal bezahlt, spart etwa 100 Euro, heißt es bei Lecturio.
Die Kurse haben eine begrenzte Laufzeit (zum Beispiel sechs Wochen) und man sollte von Anfang an dabei sein, da es nach jeder Woche kleine Tests gibt. Anfang März ist beispielweise in Kurs zu Virtual Reality und 360° Videos gestartet.
https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=9UmV2qji6Nk
Webinare
Eine praktische Form der Weiterbildung ist das Webinar. Diese online gehaltenen Seminare dauern meistens nicht lange, viele Themen können ausreichend in ein bis zwei Stunden behandelt werden. Und man kann zuhause oder im Büro bleiben und muss nicht noch anreisen. Dafür kommt der persönliche Austausch häufig zu kurz oder kann gar nicht stattfinden.
Ich finde es wichtig, dass man sich für ein Webinar mit der verwendeten Software vertraut macht. Idealerweise hat man sie vorher installiert und mal ausprobiert, damit man nicht den Anfang verpasst.
Ebenfalls beim DJV, bei der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Konrad-Adenauer-Stiftung gibt es (teils kostenlose) Webinare für Journalisten zu diversen Themen.
Lernen auf Veranstaltungen
Am Rande vieler Veranstaltungen gibt es mittlerweile Workshops, Werkstattgespräche und andere Formate, bei denen man etwas lernen kann. Das wird nicht immer so umfangreich wie in einem eintägigen Seminar möglich sein, aber gerade bei Apps und/oder Social Media-Diensten reicht oft eine kurze Einführung, um die Grundfunktionen kennenzulernen. Das Gleiche gilt auch für Barcamps.
Lieber Herr Stoppacher,
ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Mühe. Sie sind ein Journalist mit dem Herzen am richtigen Fleck. Völlig selbstlos nahmen Sie sich meiner an und ließen sich von meinen Sorgen zu diesem Artikel inspirieren. Somit helfen und unterstützen Sie viele andere Freie Journalisten auf ihren Wegen zum Wunschberuf.
Sie öffnen viele Türen und sind somit ein Prophet des Freien Journalismus.
Herzliche Grüße aus Berlin
Ilka Simone Schulze
Sehr interessanter Beitrag! Schade, dass ihn nicht mehr Leute gelesen haben – hier könnten so viele Menschen was lernen.
Liebe Grüße
Ebenfalls super (und größtenteils kostenlos): das E-Learning-Angebot „Journalism Now“ der Thomson Foundation und des Open Media Hub aus GB.