Ich freue mich jedes Mal, wenn ich einen Anruf oder eine Mail von einem Kunden bekomme, und gefragt werde, ob ich dieses oder jenes Thema umsetzen kann. Das passiert durchaus oft. Manchmal so oft, dass ich vergesse, dass ich auch selbst aktiv Themen vorschlagen könnte. Und das, obwohl mir klar ist, dass das die viele bessere Vorgehensweise ist.
Warum ist es besser, selbst Themen vorzuschlagen?
- Wenn ich Themen vorschlage, kann ich mir die aussuchen, die mir Spaß machen. Ich schreibe zum Beispiel lieber über Internetthemen als darüber, was beim Grillen im Garten erlaubt ist.
- Schlage ich Themen vor, werde ich häufiger eingesetzt, das heißt, ich verkaufe mehr. Zumindest, wenn die Themen gut sind. Das hat sich aktuell bei mir mit zwei Kunden gezeigt. Ein Beispiel: Ein Magazin hatte mich vor zwei Jahren mit einem Finanzthema beauftragt. Jetzt kamen sie mit einem anderen Finanzthema auf mich zu und fragten gleichzeitig, ob ich Themen vorschlagen könnte, die auf die Zielgruppe passen. Ich ging durch mein Archiv, und überlegte, was sich auf die sehr spezielle Zielgruppe umschreiben ließe. Fünf Vorschläge habe ich der Kundin geschickt, drei hat sie gekauft. Hätte ich das nicht gemacht, wäre der nächste Auftrag vielleicht wieder in zwei Jahren gekommen.
- Schicke ich eine Mail mit Themenvorschlägen, bringe ich mich ins Gedächtnis: Ach ja, die Blaß! Dann wird mein Vorschlag zwar vielleicht nicht angenommen, dafür gibt es aber einen anderen aus der Redaktion.
- Mit Themenvorschlägen bestimme ich den Fokus meines Arbeitens. So gelang mir der Wechsel von Immobilienthemen, für die sich kein Schwein mehr interessiert, hin zu Internetthemen.
- Ein Thema passt zu mehreren Kunden, wenn man den Fokus ein bisschen ändert, den Text ein wenig umschreibt. Das spart mindestens Recherchezeit. Meinen Artikel zum Thema Windows XP habe ich in drei Versionen verkauft und damit gut verdient.
Wo finde ich Themen?
Ständig neue Themen präsentieren zu müssen, ist nicht einfach. Einem Kunden muss ich jeden Monat fünf Themenvorschläge schicken. Und manchmal macht mich die Suche nach einer passenden Idee fast wahnsinnig. Ich fahre ganz gut damit, im Laufe des Monats bereits Ideen zu notieren. Doch wo kommen sie her?
- Ich lese viele Medien – auf Papier und im Netz. Davon lasse ich mich inspirieren. Das heißt nicht, dass ich ein Thema 1:1 übernehme, das geht schon darum nicht, weil die Zielgruppen oft ganz anders sind. Aber das, was ein Kollege geschrieben hat, kann Aufhänger sein für ein Thema. Es lässt sich weiterdrehen oder zielgruppengenau anders umsetzen.
- Ich gehe mit offenen Augen durchs Leben: Viele Themen liegen auf der Straße. Man muss sie nur als solche erkennen. Viele Internetthemen, die ich einem Kunden vorschlage, sind Dinge, mit denen ich mich selbst auseinandersetze – und die meisten werden genommen. Das gilt auch für meinen Freundeskreis: Als eine Bekannte vor zwei Jahren umgezogen ist, hat sie mir an einem Abend ihren Frust geschildert über den Küchenbauer, den Telekommunikationsdienstleister und den alten Vermieter, der die Kaution nicht bezahlte. Daraus wurden drei Artikel.
- Themen sind oft abhängig von der Jahreszeit. Im Verbraucherjournalismus sieht das so aus: Februar/März: Haftpflicht bei Verletzungen durch Kamelle im Karneval. März/April: Urlaub buchen. Mai/Juni: Richtig abgesichert in den Urlaub – und so weiter. Ja, inhaltlich schreibt man immer dasselbe. Aber: Nicht alle Leser haben im Vorjahr den Beitrag gelesen. Und falls doch, haben sie die Informationen vielleicht nicht mehr im Kopf.
- Eine weitere Methode ist die systematische Suche nach Themen mit Kreativitätsübungen. Wie das mithilfe von Megatrends und einer Mindmap funktionieren kann, habe ich auf Wirtschaft verstehen beschrieben.
Wie und wo findet Ihr Eure Themen?