Neulich hat mich eine Kollegin angeschrieben. Sie kommt vom Radio, und überlegt, mit einem Bekannten zusammen einen Podcast anzubieten. Ihr Problem: Sie hat so gar keine Ahnung, wie sie das technisch umsetzen soll. Denn das Internet nutzt sie bisher nicht, um etwas zu veröffentlichen.
Die erste Antwort, die mir zu dieser Frage durch den Kopf geht, ist denkbar banal. Sie könnte sogar als unhöflich verstanden werden:
„Mit einem Podcast beginnt man am besten, indem man anfängt“.
Tatsächlich ist es aber genau so. Denn wer eine Folge von Audio-Dateien im Internet zum Abo und Anhören anbieten will, der muss wirklich nicht besonders viel können. Zumindest nicht am Anfang. Meine Antwort:
Drei Möglichkeiten, einen Podcast zu hosten
1. Ihr nehmt Euren Podcast auf, habt am Ende eine Audio-Datei und ladet die bei Soundcloud hoch. Dazu müsst Ihr dort natürlich erst ein Profil anlegen, aber das ist easy. Dann habt Ihr über Euer Profil eine eigene URL, die Ihr als Podcast-URL rausgeben könnt. Vorteil: mega-einfach. Super, um es einfach einmal auszuprobieren. Nachteil: Eigentlich nicht für Wortbeiträge gedacht. Bekommen relativ wenige Deutschsprachige mit. Viel „Like-Spam“.
2. Ihr nehmt Eure Audiodatei auf und bucht Webspace auf Podcaster. Das ist sehr günstig. Natürlich legt Ihr dort auch ein Profil an, was nicht wirklich schwierig ist. Podcaster hat entscheidende Vorteile: Ihr könnt Euren Feed automatisch auf Spotify ausspielen, was zu mehr Höheren führt. Und Ihr könnt eine Verbindung zu Apple Podcast herstellen. Damit seid Ihr also automatisch auf zwei großen Plattformen präsent. Außerdem habt Ihr eine URL, über die Ihr abonniert werden könnt. Zusätzlich kann man automatisch eine eigene Webseite mit den Podcasts bei Podcaster einrichten. Podcaster hat nur einen einzigen Nachteil: Es kostet Geld. Aber wirklich sehr wenig.
3. Die große Lösung. Ihr mietet Webspace bei einem Provider. Ich bin bei Strato und damit zufrieden. Dort gibt es speziell für WordPress Angebote. Dann müsst Ihr mit einem Klick WordPress auf Eurem Webspace installieren. Dann sucht Ihr Euch ein passendes (kostenloses) Layout und aktiviert das. Es braucht danach ein bisschen Finetuning. Jetzt könntet Ihr schon bloggen, falls Ihr das zusätzlich machen wollt. Achtung DSGVO – da müsst Ihr einige Regeln beachten. Um zusätzlich den Podcast dort laufen zu lassen, installiert Ihr ein Hilfsprogramm, Plugin genannt. Es heißt Podlove. Um Podlove nutzen zu können, müsst Ihr via FTP Eure Audiodatei auf Euren Webspace laden, dann in WordPress das Podlove-Feld jeweils ausfüllen – und fertig. Klingt komplizierter als es ist.
Wie man einen Podcast aufnimmt
Wer damit anfangen möchte, Audioinhalte ins Netz zu bringen, sollte es zunächst mit dem naheliegenden probieren: das Smartphone hat eine Aufnahmefunktion. Die benutzen Timo und ich auch. Wenn ich unterwegs bin, nutze ich das Headphone als Mikro. Wenn Timo und ich zusammen Podcastfolgen aufnehmen, benutzen wir sein Mikro. Natürlich gibt es noch eine ganze Menge anderer Geräte und Mikrofone. Nach oben sind hier kaum Grenzen gesetzt – aber hier geht es ja um die Frage: Wie fängt man eigentlich an?
Fürs iPad habe ich neulich gleich mehrere Apps für Podcasts heruntergeladen, ich habe sie aber noch nicht eingesetzt. Auch, weil ich für den neuen Anschluss am iPadPro bisher keinen Adapter für ein Mikrofon habe. Darum werde ich mich demnächst einmal kümmern müssen. Ich halte Euch über meine Erfahrungen auf dem Laufenden.
Schnittprogramme für Podcasts
So, wie es ganz viele Aufnahmemöglichkeiten gibt, gibt es natürlich auch Schnittprogramme en masse. Hindenburg wird immer wieder von Audiokollegen empfohlen. Ich gestehe: ich nutze Garage Band. Da ich in der Software relativ geübt bin, geht es meistens ziemlich schnell. So viel muss ich sowieso nicht schneiden: Meine Ähs sind oft nervig und müssen raus. Und ab und zu müssen O-Töne von Gesprächspartnern rein. Aber das geht noch alles. Früher, als ich noch mit Windows gearbeitet habe, habe ich Audacity genutzt. Das ging auch gut. Aber logischerweise kommt es immer darauf an, was man will. Wer erst einmal nur schauen möchte, ob ihm Audioinhalte Spaß machen, der sollte einfach nutzen, was sowieso schon da ist – bevor er vielleicht viel Zeit und Geld in eine Software investiert, die er am Ende gar nicht benutzt.
Konzept für einen Podcast
Bevor man sich mit der Technik auseinandersetzt, sollte man aber eine Idee haben, wie so ein Podcast eigentlich aufgebaut sein könnte, und um was es inhaltlich gehen wird. Bei Timo und mir war das relativ klar: Wir machen eine Audioverlängerung zu dem, was wir auf Op jueck schreiben. Heißt: Im Regelfall erzählen wir uns etwas zu einem festgelegten Thema. Wir haben also eine Gesprächssituation unter Freunden, an der wir teilhaben lassen, wer möchte. Und manchmal kommen noch O-Töne von anderen Menschen dazu, die wir auf unseren Reisen und Unternehmungen getroffen haben. Ich finde, das belebt eine Hörfolge. Allerdings habe ich dazu auf der Republica etwas Interessantes gehört:
Interessante Aussage der SZ: „O-Töne bringen den Podcast nicht weiter“. Egal, ob die Redaktion O-Töneeinschneidet oder nicht: Es ändert sich nichts an den Nutzerzahlen. Allerdings hat die Redaktion mit O-Tönen viel mehr Arbeit. Tja – soll man es darum lassen? Ich persönlich glaube das nicht. Ich finde, eine Audioreihe lebt auch davon, dass ab und zu andere Menschen zu hören sind.
aus: wirtschaft-verstehen.de, #rp19 – same same but different
Wir haben uns auch Gedanken darüber gemacht, welche Wiedererkennungsmerkmale unsere Podcastfolgen haben könnten, und natürlich haben wir uns verschiedene Intromöglichkeiten sowie ein Jingle überlegt. So ausgestattet kann man einfach anfangen. Meine Erfahrung: Mit der Zeit werden die Folgen besser. Und: Auch wenn man denkt, man könnte einfach so losplappern: Seit wir uns im Vorfeld Gedanken darüber machen, was genau wir eigentlich in einer Folge erzählen wollen, haben die Folgen ebenfalls gewonnen. Das ist zumindest meine Meinung – und eventuell kann man die Statistik als Beleg dafür sehen.
Der statistische Haken an Podcasts
Wenn ein Blogbeitrag gelesen wird, liegt er in der Regel auf unserem Serverplatz. Also können wir gut sehen, wie oft er angeklickt wurde. Bei Podcasts ist das anders: Sie werden in unserem Blog ausgespielt, bei Spotify, bei Apple, bei Soundcloud, bei Podcaster. Und man bekommt erstens nicht von überall Statistiken, zweitens funktionieren nicht alle nach dem selben Modell. Was ich aber sagen kann: Bei Podcaster steigt die Zahl der Abonnenten stetig. Zwar sind wir noch immer im zweistelligen Bereich, aber immerhin im oberen zweistelligen Bereich. Es hat ein bisschen gedauert, bis die Zahlen anfingen zu steigen, aber jetzt tröpfelt es langsam aber kontinuierlich rein. Das allerdings sagt noch gar nichts darüber aus, ob Folgen ganz gehört wurden oder ob ein Abonnent jede Folge anhört.
Direktes Feedback, das wir in der letzten Zeit bekommen haben:
Werdet länger! Zehn Minuten sind zu kurz.
Das finde ich erstaunlich. Ich höre kaum Podcasts, die länger als eine Viertel Stunde sind. Dazu habe ich leider gar keine Zeit. Aber wir versuchen jetzt zumindest zunehmend, auf 15 Minuten zu kommen. Vielleicht werden es irgendwann einmal auch 20 oder 25 Minuten.
Timo und ich sind keine Audio- oder Podcastprofis. Wir machen das mit viel Spaß, und weil wir selbst gerne Podcasts hören. Darum freuen wir uns auch, wenn Ihr uns Feedback zu unseren Folgen gebt. In den Kommentaren oder als Audionachricht – wie es Euch gefällt.
Vor allem nicht zu lange überlegen. Einfach einmal einen Probe-Podcast aufnehmen. Zusammenschneiden kann man später immer noch alles. Wichtig ist, dass man sich frei und ungezwungen reden traut. Frei von der Leber weg. Einfach Mal ausprobieren.
Hallo Wolfgang,
schön, dass du meiner Meinung bist. Genau das sage ich ja im Prinzip im ersten Absatz. Hast du eigentlich auch einen Podcast? Oder bist du eher auf SEO fokussiert?
Viele Grüße
Bettina