Trotz der sozialen Netzwerke scheint gerade unter jüngeren Kollegen ein Bedarf da zu sein, sich über andere Formen des Netzwerkens zu informieren. 2016 beispielsweise habe ich für Berufseinsteiger einen Vortrag vorbereitet, wie man sich als Freiberufler am besten aufstellt. Der Veranstalter bat mich ausdrücklich darum, das Thema Netzwerke in den Vortrag aufzunehmen, weil das immer alle interessiere. Und jetzt bekam ich eine Leserfrage zu diesem Thema zugeschickt:
Gehörst du eigentlich irgendeinem Netzwerk an? Könntest Du mir eins für Journalisten empfehlen? Ich will mal aus meiner eigenen Suppe heraus und mal über den Tellerrand blicken, mit anderen quatschen… (in Köln). Mir fällt die Decke auf den Kopf in meinem Büro.
Meine Antwort
Timo und ich sind beide im DJV. Damit sind wir automatisch im DJV-NRW und somit in der Kölner Journalistenvereinigung. Der DJV-NRW ist ziemlich aktiv und macht beispielsweise den Journalistentag einmal im Jahr. Außerdem bietet er sehr viele Seminare an, die gut angenommen werden, und bei denen man natürlich mit Kollegen in Kontakt kommt. (Offenlegung: ich bin Bildungsreferentin beim DJV-NRW.)
Die KJV ist auch recht aktiv, unter anderem mit #KJVvorOrt. Ansonsten hat der Journalistinnenbund eine Gruppe in Köln. Wie stark die Freischreiber hier sind, weiß ich nicht. Dann gibt es noch die Digital Media Women oder natürlich Verdi. Bei denen weiß ich aber nicht, was genau sie für Journalisten in Köln machen.
Sonst noch
In meiner Auflistung vergessen hatte ich die Neuen Deutschen Medienmacher. Außerdem gibt es private Initiativen wie den Heldentreff. Und natürlich kann es sinnvoll sein, nach einer journalistischen Ausbildung mit den ehemaligen Kollegen ein Netzwerk zu gründen, beispielsweise über eine geheime Facebook-Gruppe. Das schließt ja nicht aus, sich ab und an auf ein Bier zu treffen.
Ganz wichtig
Allerdings ist ein Netzwerk immer nur so gut, wie man es sich selbst macht. Wer also mit der Erwartung einem Verband oder Verein beitritt, dass man sich dort um ihn kümmern wird, ist auf dem Holzweg. In ein Netzwerk muss man auch Zeit und Arbeit stecken, damit es fruchtet. Oder sich zumindest damit auseinandersetzen, welche Angebote es gibt. Was mich beispielsweise in der Kölner Journalistenvereinigung immer wieder wundert:
- Es gibt eine Online-Übersicht, in die man sich mit seiner Homepage und einem Teaser aufnehmen lassen kann. Trotzdem stoße ich häufig auf Kollegen, die davon nichts wissen. Vielleicht muss die KJV das Angebot noch deutlicher bewerben, damit die Mitglieder es wahrnehmen. Die allerdings könnten auch einfach auf der entsprechenden Internetseite einmal nachsehen, welche Informationen sie dort finden.
- Die KJV veranstaltet vor Ort Termine beispielsweise im Fernwärmetunnel, am Flughafen, auf der ICE-Werk-Baustelle. Ich höre häufig: „Die sind ja nicht für die arbeitende Bevölkerung gemacht. Die Termine sind immer nachmittags“. Das liegt natürlich auch daran, dass nur wenige Firmen, Organisationen und Institutionen ihre Pforten für die KJV am Abend öffnen. Aber ich sehe diese Termine auch aus dem Blickwinkel der Recherche: Vielleicht fällt dabei ein spannendes Thema für mich als Freiberufler, für meinen Auftrag- oder für meinen Arbeitgeber ab. Insofern finde ich, dass man sich diese Zeit durchaus ab und zu nehmen sollte – vielleicht ist ja Gleitzeit möglich oder man kann Überstunden dafür einsetzen. Möglicherweise ist der Chef aber auch weitsichtig genug zu wissen, dass Journalisten nicht alles vom Schreibtisch aus recherchieren können. Die Termine finden schließlich nicht im wöchentlichen Rhythmus statt, sondern nur ab und zu. Sie werden übrigens von den Mitgliedern, die sich die Zeit nehmen, geschätzt: Viele Veranstaltungen sind ganz schnell ausgebucht. Wer dabei sein will, muss sich mit der Anmeldung beeilen.
- Wenn es um den Stammtisch der KJV geht, höre ich oft „Da gehen nur die alten Leute hin“. Ja, bei den Stammtischen sind häufig ältere Kollegen. Das heißt aber nicht, dass sich mit den jüngeren niemand unterhalten würde. Wer selbst aktiv auf die Anwesenden zugeht, wird schnell Anschluss bekommen.
(Offenlegung: Ich bin im Vorstand der KJV)
In eigener Sache
Wir bei Fit für Journalismus freuen uns immer über Eure Fragen. Manchmal ist es aber gar nicht so einfach, sie zu beantworten. Vor allem, wenn wir erst einmal in unserem Netzwerk nach einem Kollegen suchen müssen, der vielleicht eine bessere Antwort kennt. Wir machen Fit für Journalismus nicht, um damit reich zu werden. Aber wir haben natürlich schon Kosten: für den Server, für ein neues Bezahl-Layout, manchmal für Bilder aus Datenbanken. Hinzu kommt unsere Zeit: Sie knapsen wir uns entweder von der Freizeit ab. Oder wir recherchieren und schreiben eine Antwort während der Arbeitszeit – können dabei aber natürlich nicht für unsere zahlenden Kunden arbeiten. Falls Euch unsere Antworten weiterhelfen, freuen wir uns darüber, wenn Ihr unsere Arbeit unterstützt. Spendet über Paypal einfach den Betrag, den Euch unsere Antwort wert ist. Dann haben wir beide etwas davon.
Die Fragestellung, der dieser Beitrag nachgeht, ist mehr als berechtigt. Auch ich finde, dass es nicht so leicht ist unter freiberuflichen Journalisten Netzwerke zu gründen und am laufen zu halten – jedenfalls in der Region, in der ich heimisch bin (Reutlingen /Tübingen). Noch schwieriger wird es, wenn man sich dann noch für ein spezielles Anliegen einsetzt: die Durchsetzung der Gemeinsamen Vergütungsregeln für hauptberuflich freie Journalisten an Tageszeitungen (GVR). Und noch mal schwieriger wird es, wenn man dann noch zu denjenigen Kolleginnen und Kollegen Kontakt herstellen will, die eine Honorarklage auf Basis von §32 UrhG + GVR geführt haben.
Denn genau diese KollegInnen suche ich, zu Austausch und um Erfahrungswissen auf dem Themen-Blog „Gemeinsame Vergütungsregeln“ (https://verguetungsregeln.wordpress.com/) zu sammeln bzw. zur Verfügung zu stellen. Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben … Wen das hier anspricht, bitte melden :)