Bei der SZ für 152 Euro Tagessatz arbeiten – ist das ein gutes Honorar?

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Freier Journalist mit Schwerpunkt Technik, Sachbuchautor und Dozent. Nerd, Geek und vieles mehr. Homepage: www.timo-stoppacher.de Weitere Profile von mir: @CGNTimo, Facebook und Instagram. E-Mail timo@stoppacher.de

Die SZ sucht gerade freie Journalisten, die in der Wirtschaftsredaktion von sz.de mitarbeiten. Direkt als erstes wird das Honorar genannt: 152 Euro pro Tag plus Wochenendzulagen. Ich habe mal ausgerechnet, was davon übrig bleibt.  

Zunächst klingen 152 Euro am Tag nicht wenig, vor allem wenn man Zeilenhonorare im niedrigen zweistelligen Bereich gewohnt ist. Das folgende Rechenbeispiel kann aus diversen Gründen nicht 100 Prozent exakt sein, aber es gibt grob wieder, was ein Tagessatz von 152 Euro wirklich bedeutet.

Ganz unten gibt es ein Update zum Text.

Die Einnahmen

Die Wirtschaftsredaktion von SZ.de sucht Mitarbeiter. Quelle: https://sz2.typeform.com/to/WorJik
Die Wirtschaftsredaktion von SZ.de sucht Mitarbeiter. Quelle: https://sz2.typeform.com/to/WorJik

Gehen wir von einem Arbeitstag mit 8 Stunden aus, der in einer Online-Redaktion wahrscheinlich doch ein bisschen länger dauert. Dann liegt der Stundenlohn bei 19 Euro. Das klingt ordentlich. Zum Vergleich: Der gesetzliche Mindestlohn, der seit 1. Januar gilt, beträgt 8,50 die Stunde. Aber der ist für extrem gering qualifizierte Tätigkeiten gedacht. Wir reden hier über professionellen Journalismus.

Wenn ich 5 Tage die Woche diesen Tagessatz bekomme, sind das in einem Monat 3.040 Euro brutto. Auch das klingt ordentlich. Nun bin ich als Freier auch mal krank oder mache Urlaub – in dieser Zeit erhalte ich meinen Tagessatz nicht. Rechnen wir großzügig mit 20 Arbeitstagen im Monat bei elf Monaten im Jahr. Ergibt 220 Arbeitstage mit einem Tagessatz von 152 Euro. Dann kommen im Jahr 33.440 Euro aufs Konto, das sind meine Einnahmen.

Zum Vergleich: Ein angestellter Tagesredakteur im ersten Berufsjahr kommt nach Tarifvertrag auf ca. 42.000 Euro brutto. Ein Volontär im zweiten Jahr erreicht ca. 29.000 Euro.*

Steuern und Sozialversicherung

Nun kommt das Finanzamt. Wir gehen davon aus, dass man als Tagespauschalist nur sehr geringe Kosten von 200 Euro im Monat hat. Dann gehen von den Einnahmen 2.400 Euro als Kosten ab, übrig bleibt ein Gewinn von 31.400 Euro, der zu versteuern ist.

Die Grundtabelle zeigt, wie viel Steuern zu zahlen sind. Quelle: grundtabelle.de
Die Grundtabelle zeigt, wie viel Steuern zu zahlen sind. Quelle: grundtabelle.de

Je nach Lebenssituation (ledig, verheiratet, Kinder, Religionszugehörigkeit) beträgt die Steuer laut Grundtabelle 6.874,58 Euro. Wir rechnen jetzt mal mit 6.500 Euro weiter. Heißt: Diese 6.500 Euro gehen von meinem Einkommen ab.**

Als freier Journalist muss ich mich selber krankenversichern und für meine Rente sorgen. Dafür gibt es die Künstlersozialkasse. Die Beitragsbemessung geht hier ebenfalls vom Gewinn aus.
Der Beitrag für die Rentenversicherung liegt bei 9,35 Prozent des Jahreseinkommens, macht in unserem Beispiel 2902,24 Euro oder 241,85 Euro im Monat. Der Krankenkassenbeitrag ist seit diesem Jahr wieder etwas schwieriger zu berechnen, weil die Kassen individuelle Zusatzbeiträge erheben. Ich habe hier mit dem Zusatzbeitrag der TK als größter Krankenkasse Deutschlands gerechnet. Er beträgt 0,8 Prozent. Damit muss der freie Journalist 8,1 Prozent seines Jahreseinkommens für die Krankenkasse aufwenden. Ergibt bei unserem Beispiel 2514,24 Euro im Jahr oder 209,52 im Monat.

Die Pflegeversicherung soll hier nicht unterschlagen werden, macht den Bock aber nicht mehr fett. Bei Kinderlosen sind es 1,425 Prozent des Jahreseinkommens, hier 442,32 Euro im Jahr oder 36,86 im Monat. Die Sozialversicherungen als freier Journalist kostet mich demnach im Jahr 5.858,80 Euro oder 488,23 pro Monat.

Was bleibt

Gewinn minus Steuern minus Sozialabgaben ergibt in diesem Beispiel 18.681,20 Euro**, die man schließlich ausgeben kann. Pro Monat also 1.556,77** Euro netto für Miete, Lebensmittel, Freizeit, Rücklage für Altersvorsorge, Urlaub und so weiter. In München, der Stadt mit den teuersten Mieten Deutschlands.

Fazit: 152 Euro Tagessatz sind zu wenig

Ich weiß nicht, wie es anderen geht. Mir ist das zu wenig. Ich gehe davon aus, dass die SZ nicht jeden einstellt, der gerade so drei Zeilen gerade schreiben kann, sondern im Sinne des eigenen Qualitätsanspruchs eher ziemlich gute Leute haben will. Ich frage mich, ob man die mit diesem Honorar bekommt. Denn immerhin werden Wirtschaftsjournalisten gesucht. Kollegen, die zumindest logisch und strukturiert denken können sollten, besser noch: Sie sollten sich mit Zahlen auskennen. Kein Wirtschaftsjournalist, der sich sein Leben einmal mit diesem Tagessatz durchgerechnet hat, sollte sich auf diese Stelle bewerben.

Noch ein Vergleich: Die Armutsgrenze liegt in Deutschland für eine allein stehende Person bei einem Einkommen von 979 EUR monatlich. Ein hochqualifizierter Wirtschaftsjournalist verdient also bei der SZ gerade mal 600 Euro mehr.

Und mit dieser Meinung bin ich wohl nicht allein:

Ergänzung und Korrektur (29.1.2015, 22:30 Uhr)

Ich wurde mehrfach in den vielen Kommentaren hier, bei Twitter und Facebook gefragt, wie ich auf die Zahlen komme. Nochmal der Hinweis: Die Kalkulation besteht aus sehr vielen Einzelkomponenten je nach persönlicher Lebenssituation.

* = Ich habe aus den jeweils genannten Stufen des verlinkten Manteltarifvertrags das Monatsgehalt mit 13,5 multipliziert, weil Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld kein volles Monatsgehalt sind, sondern jeweils zwischen 70 und 95 Prozent liegen. Das Bruttogehalt eines angestellten Redakteurs ist somit noch ein bisschen höher.

** = Ich wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass auch die Sozialabgaben die Steuer mindern. Ja, das ist richtig, aber sie werden nicht in vollem Umfang abgezogen. In diesem Beispiel sind das 4.808 Euro. Das maßgebliche Einkommen für die Grundtabelle ist dann noch 26.600 Euro. Die zu zahlenden Steuern sind nun 5166,24 Euro. Die Differenz zum von mir vorher berechneten Betrag beträgt monatlich 111 Euro. Macht im Monat netto nun 1.667 Euro. Macht es das Ganze viel besser? Nein.

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48 Kommentare zu “Bei der SZ für 152 Euro Tagessatz arbeiten – ist das ein gutes Honorar?

  1. Ich finde sogar, dass ein Wirtschaftsjournalist, der sich auf diese Stelle bewirbt, den falschen Job gewählt hat. Denn erstens kann man im Wirtschaftsjournalismus deutlich mehr verdienen, zweitens hat er sich vermutlich tatsächlich noch nie damit auseinandergesetzt, was sein Leben kostet. Laut Immowelt liegt der Quadrtameterpreis in München bei etwas über 16 Euro. Für eine 60-Quadratmeter-Wohnung gingen also 960 Euro im Monat weg – kalt. Dann bleiben ungefähr 400 Euro im Monat übrig, 100 Euro die Woche. Bedenkt man, dass ein Studium im Schnitt gut 850 Euro im Monat kostet und man etwa fünf Jahre studiert, hat man also rund 51.000 Euro in eine Ausbildung investiert, um am Ende von 100 Euro die Woche zu leben?

  2. Herzlichen Dank. Mit diesem Text spare ich mir ab sofort jede Diskussion darüber, warum wir eigentlich „so teuer“ seien. Als ich das letzte Mal antwortete, dass wir lediglich marktübliche Honorare ansetzen, hieß es wörtlich: „Ja, ich weiß, dass die marktüblich sind, aber ich weiß auch, was Firmen hier zu zahlen bereit sind.“ Ja, vielen Dank, und weil hier keiner mehr zahlt (hier = im Osten), machen wir einen Diener und setzen unsere Forderungen niedriger an, oder was? (Durchatmen, nicht schon wieder in Rage schreiben!). Künftig schone ich meinen Blutdruck und schicke als Antwort einfach diesen Text.

    1. Freie Journalisten machen am besten nebenher den Job . Also ich betreibe demnächst eine Hundezucht und moderiere nebenher. Dann sieht das schon besser aus.
      Wenn ich dann 2020 noch den tierheilpraktiker habe, verdiene ich noch viel mehr….ja hurra
      Also freier Medienmacher nebenher….dann kommt das schon ganz gut.

  3. Die Rechnung sollte schon sein, dass man auf ein Gehalt eines Festangestellten kommt, wenn man als Freier in Vollzeit arbeitet. Viele Kollegen haben das mit der BWL nicht so drauf, aber wenn man alle Lohnnebenkosten, bezahlten Urlaub, Krankheitstage, betrielbliche Altersvorsorge etc. einrechnet, ist ein 3000-Euro-Brutto eines Festangestellten eigentlich ein 4000-Euro-Brutto. Hinzu kommt bei uns Freien das Risiko: Ist nichts zu tun, ist Verdienstausfall, während ein Angestellter seine Zeit bei voller Lohnfortzahlung „absitzen“ kann. Und das wiederum bedeutet, dass man bei 22 Arbeitstagen im Monat möglichst nicht unter einen durchschnittlichen Tagessatz von 200 Euro kommen sollte. Um ein Polster aufzubauen, sind 250 als Minimum eher sinnvoll. Dass eine große Zeitung wie die SZ derart läppische Honorare bezahlen will, ist eigentlich frech.

    1. Witzbold 200,-€ sind auch ein Witz, das reicht hinten und vorne nicht. guck mal beim Journalistenverband nach. 250,-€ Minimum und das ist das absolute Minimum. Ich weiß wovon ich rede. Helau!

  4. Bettina hat Recht. Der Witz ist ja wirklich, dass das die WIRTSCHAFTSredaktion ist. Wenn die Gesprächspartner erfahren, dass sie von Menschen interviewt werden, die ihren Marktwert nicht so arg weit über dem Mindestlohn verorten, nehmen die den Fragesteller doch überhaupt nicht mehr ernst. Warum sollte jemand, der ein einschlägiges Studium absolviert hat, es nötig haben, dafür zu arbeiten, wenn er gut ist? Oder wenn er ein Minimum an Selbstwertgefühl hat? Die nächstliegende Antwort für einen Manager ist: DIe Zeitung schickt mir einen, der nicht rechnen kann.

  5. Die Rechnung ist fast richtig ;-), Timo
    Du musst die Formel nur etwas umstellen:
    Einnahme – Kosten – Sozialabgaben/Altersvorsorge – Steuern = verfügbares Einkommen
    Sozialabgaben/Altersvorsorge sind bis zu gewissen Freibetragsgrenzen steuerfrei; versteuert wird erst der Betrag, der nach deren Abzug übrig bleibt.
    Das macht den Kohl nicht so viel fetter, aber …

    lg Jörg

  6. Hallo,

    soweit ich weiß können Beiträge für die Krankenversicherung und Rente steuerlich abgesetzt werden, damit sind 6500 Euro Lohnsteuer unrealistisch. Man kann eigentlich auch einen stinknormalen Gehaltsrechner nehmen und sich ausrechnen, was übrig bleibt, da ja die Künstlersozialkasse wie ein Arbeitgeber fungiert und die Hälfte der Beiträge übernimmt. Bei einem Bruttogehalt von 3040 Euro bekommt ein Angestellter 1887 Euro netto raus, dürfte bei einem freien Journalisten in der Künstlersozialkasse nicht anders sein.

    1. Diese Beiträge können zum Teil als Sonderausgaben abgesetzt werden, aber nicht vollständig. Die Beispielrechnung hat wie erwähnt zu viele Variablen, die das Ergebnis für den einzelnen ändern. Im Endeffekt bleibt das Honorar jedoch zu niedrig.

    2. noch so ein Witzbold. Und von 1887 € soll man dann auch noch Kinder kriegen, die die Renten bezahlen. Was soll den all diese Pfennigfuxerei, oder heißt das -fuchserei!

  7. Das Schöne an der Freiheit eines freien Journalisten (ich bin selbst einer) ist, dass man frei für oder wider solch ein Angebot entscheiden kann. Wenn sich keiner fände, der das SZ-Angebot annähme, wäre das ein deutliches Zeichen. Ein Zeichen gegen die alltägliche Abschaffung von Redakteuren und die „Umlage“ deren Arbeit auf die Schultern von Freien – für den „Mindestlohn“. Ich befürchte allerdings, dass es den einen oder anderen gibt, der sich das Geld verdienen muss … (auch für den hätte ich dann Verständnis).

  8. Kurze Frage rein mathematischer Natur. Ich komme bei 3.200 x 12 nicht auf 42.000 und finde im DJV-Tarifvertrag kein 13. Monatsgehalt beim Überfliegen. Bei den anderen Argumenten gehe ich d’accord.

      1. vielen Dank, für ihren Artikel. Sie haben allerdings noch Ausgaben von sagen wir mal 200 – 300,- Euro mtl. Fahrtkosten vergessen (Tatsache bei einem freien Fotografen zum Beispiel, der über 25 Jahre vorher Bildredakteur war.

  9. 152 Euro pro Tag sind so lala. Ich meine, sie haben auch schon mal 160, 170 Euro am Tag gezahlt. Aber so in dieser Größenordnung bewegen sich viele Tagessätze bei Online-Redaktionen. Bei stern.de liegt er, soweit ich weiß, auch in dieser Größenordnung. Es gibt aber auch Redaktionen, die schlechter zahlen. Bei der Frankfurter Rundschau habe ich vier Jahre lang als Onliner zu einem Tagessatz von 108,80 Euro gearbeitet und war online alleine für das Hessen-Ressort verantwortlich. Eigentlich sollten keine Tageshonorare, sondern Monatspauschalen gezahlt werden, die auch Krankheit und Urlaub abdecken.

    PS: Bei Deinen Jahresgehältern stimmt was nicht. Ein Redakteur im ersten Jahr verdient ab Mai 3108 Euro im Monat. Mal 13 Monate macht es 40.404 Euro statt 42.000. Für einen Volontär klingen 29.000 Euro auch ein wenig zu gut. 2117 Euro sind dort im zweiten Jahr ab Mai angegeben. Mal 13: 27.521 Euro.

  10. Mit diesem Zitat ist schon alles gesagt: „Kein Wirtschaftsjournalist, der sich sein Leben einmal mit diesem Tagessatz durchgerechnet hat, sollte sich auf diese Stelle bewerben.“

  11. Was ich noch wichtig finde: Nicht immer diese Konkurrenz zwischen Festen und Freien aufzumachen. Welche Tageszeitung stellt heute noch „nach Tarif“ ein? Festangestellte Redakteure stehen meist nicht so viel besser da. Was die Sache eigentlich noch schlimmer macht.

  12. ein Wirtschaftsredakteur sollte auch wissen, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird, weshalb private Vorsorge nötig ist. Würde ich nochmal mit mindestens 100-150 mtl. ansetzen. Und natürlich MUSS der Freie mehr Rücklagen bilden können, als ein Festangestellter, weil er eben auch ein höheres Risiko trägt.

  13. Vielen Dank für diese Rechnung! In Österreich gibt es für freie JournalistInnen keine Künstlersozialkasse, sondern nur die Gewerbliche Sozialversicherung, also müsste man wahrscheinlich noch mehr Abzüge kalkulieren. Außerdem muss man als Selbstständige/r ja auch (nicht bezahlte!) Arbeitszeit einplanen für Buchhaltung, Ablage, Weiterbildung, ev. IT-Wartung, Büroreinigung (sofern man im eigenen Büro arbeitet) usw. usw. Menschen, die solche Honorare festlegen, zahlen vermutlich einen wesentlich höheren Betrag pro Stunde Arbeitszeit für die Werkstatt, die ihr schickes Auto serviciert und repariert, nicht zu reden vom Preis für Benzin, Motoröl und Reinigung. Niemand sollte für solche Honorare arbeiten, damit die Redaktionen endlich aufwachen.

  14. Hallo Timo,
    Interessante Rechnung! Hast du vielleicht noch die Umsatzsteuer vergessen? Oder müssen Journalisten etwa keine Umsatzsteuer bezahlen, wenn sie die Kleinunternehmergrenze von 17 200 € überschritten haben? Ich arbeite als freiberufliche Kunsthistorikerin und kenne die Probleme!
    Gruß Andrea

    1. Nein, die Umsatzsteuer wurde nicht vergessen. Denn wenn jemand umsatzsteuerpflichtig ist, muss ihm der Auftraggeber die Umsatzsteuer zusätzlich zum Honorar zahlen. So wird sie zum durchlaufenden Posten. Setzt natürlich voraus, dass man sich rechtzeitig darum kümmert.

  15. Da die Rechnung so aufgemacht wurde, dass der Wirtschaftsredakteur ausschließlich für die SZ arbeitet, kann man ruhig auch noch mal das Doppelte an Sozialabgaben rechnen, da die Mitgliedschaft in der KSK nicht vorauszusetzen ist (weil es idR mehrere Auftraggeber braucht).

  16. Hi,
    ich als Fotojournalist finde 152 EUR am Tag zu wenig aber ich muss auch sagen, dass man als Fotojournalist noch weniger verdient und noch mehr Ausgaben hat an Equipment/Werkzeug. Allerdings gleich zu sagen super ausgebildete Wirtschaftsjournalisten…dass ist fuer mich nicht der anspruchvollste Job und laut den Inhalten der meisten Zeitungen besteht der Inhalt aus Kaffesatzleserei und leeren Flosken. Man stellt da meiner Meinung keine kritischen Journalisten ein, die viele Themen hinterfragen sollten und sich mit ein Thema mehr als nur eine Woche befassen, wenn überhaupt. Die waeren naemlich systemgefaehrdend und koennten vieles zum Rollen bringen wenn man in dieser Rubrik auch mal investigativ unterwegs waere.

  17. Ärgerlich an diesem Beitrag finde ich, überhaupt nachzurechnen, ob ein derartiger Tagessatz zum Leben reicht. 152 Euro sind eine Frechheit, selbst 250 Euro für einen Freien wären ein Frechheit. Dummerweise gibt es viel zu viele , meist junge, Kollegen, die sich für diesen Hungerlohn (Oder gar weniger. Ich kenne Ex-Kollegen, die heute für 70 Euro Tagessatz in einer Printredaktion sitzen) über den Tisch ziehen lassen. Wenn ich (seit 1994 selbständig, mit Diplom und Dr. in Jourmalistik) einen Tagessatz von 500 Euro aufrufe, muss ich mir anhören, dass dafür fünf andere arbeiten können (von denen dann in der Regel einer den Zuschlag erhält). Anfang der 2000er Jahre wurden 500 und mehr Euro klaglos als Tagessatz akzeptiert. Aber damals war der Markt auch nicht mit IMMs (Irgendwas Mit Medien) überschwemmt.

  18. Wenn man im ganzen Jahr nur 2.400 Euro als Betriebsausgabe geltend macht, macht man irgendetwas falsch. Ich habe auch nicht sooo viele Ausgaben, mache aber immer mindestens 5.000 Euro geltend.

  19. 152 € Tagessatz sind definitiv viel zu wenig, in München und bei der SZ allemal viel zu wenig. Da kann Plöchinger schreiben, was er will. Alles nur Ausreden und Ausflüchte.
    Das Wort „Qualitätsjournalismus“ und „Wertarbeit“ und was weiß ich im Munde führen und so mies bezahlen: Pfui Süddeutsche Zeitung!

  20. Servus Timo,

    ich finde natürlich auch, dass SZ online mehr zahlen sollte. Und vielleicht wollen sie es ja auch. Aber eventuell machen sie sogar bei diesem niedrigen Betrag schon Verluste, wenn man bei jedem Text dieses Redakteurs rein ökonomisch Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellt. Die Preise von Online-Werbung sind im Keller, daran kann die SZ ja leider auch nix ändern.

    Das ist mir nur so im Kopf aufgeploppt als ich „I was paid $ 12.50 an hour to write this story“ gestern gelesen habe: http://www.theawl.com/2013/06/dox-dox-dox

    Besten Gruß,
    Moritz

  21. Wer für diesen Tagessatz arbeitet, taugt auf jeden Fall nicht zum Wirtschaftsjournalisten… Für copy paste aus dem Internet ist es ok.

  22. Ich finde das hochnäsig. A) Das Honorar dürfte verhandelbar sein. B) Es gibt in München viele Menschen, die sehr viel härter arbeiten müssen und weniger verdienen. Es ist niemand gezwungen, in München zu arbeiten und es ist niemand gezwungen, Journalist zu werden. Es gibt viele Berufe, in denen sich mehr Geld verdienen lässt. Und die Lage dürfte für Journalisten nicht besser werden, denn die Zahl der Arbeitgeber und der Arbeitsplätze wird sinken.

  23. Danke.
    Das.Muss.Viel.Öfter.Klar.Gesagt.Werden.
    Ich werd mir diesen Beitrag ausdrucken, zusammenfalten und zukünftig jedem unter die Nase halten, der mir vorwirft „Traumhonorare“ zu verlangen.
    Es fehlt nur die Bemerkung „Dafür können Sie sich ja auch den Titel SZ-Autor ins Portfolio schreiben“
    Außerdem – ihr scheint alle jung und gesund zu sein. Wo bleiben die Rücklagen für den Krankheitsfall? Ja, das kann auch freie Journalisten treffen ;-)

  24. Vielen Dank! Ich schätze solche Rechenbeispiele sehr und sammle sie sogar. Es hilft dabei, manchen Kunden deutlich zu machen, wie abwegig seine Honorarvorstellungen sind.

    Beste Grüße
    Huberta Weigl

  25. Wieso holt sich die SZ die Texte nicht gleich bei Content.de oder Textbroker.de? Da zahlt man im Schnitt nur 3 Cent pro Wort … Portale wie solche haben nicht zuletzt dazu geführt, dass das geschriebene Wort heutzutage kaum noch etwas wert ist. Wichtig ist offenbar nicht mehr, WAS man schreibt, sondern WIE VIEL. Auch das hier könnte eine Alternative sein: https://spinbot.com/.

  26. Journalismus vom hohen Ross ….

    „Kein Wirtschaftsjournalist, der sich sein Leben einmal mit diesem Tagessatz durchgerechnet hat, sollte sich auf diese Stelle bewerben.“

    Hä? Bitte? Wieso nicht?

    Hunderttausenden Anderen werden solche Netto-Einkommen seit Jahren als selbsverständlich zugemutet – im Interesse der Wirtschaft, der Entlastung der Sozialkassen etc. Nachhaltige Kritik daran ist aus den (Wirtschafts-) Redaktionen nicht bekannt – im Gegenteil, wer nicht unter diesen Bedingungen arbeiten möchte, wird diffamiert. Und Dienstleistungen, die unter solchen Lohnbedingungen entstehen, werden gern in Anspruch genommen. Manchmal dann noch mit der unverschämten Forderung nach einem Journalistenrabatt …

    Die Rückfrage nach den Leistungen der meisten Jounalisten zeigt eine große Leere … das braucht nicht besonders gut honoriert werden! Es geht auch mit einer einfachen Wohnlage …

  27. Was Journalistenanwärter offensichtlich überhaupt nicht beherrschen, ist Recherche. Ich hatte mal mit Journalistikstudenten dieser kleinen, beschaulichen Uni unseres Ortes zu tun und konnte über soviel Naivität nur noch den Kopf schütteln, die mir entgegen schlug. Wie kann man nur mit einem Traum in ein Studium gehen, die Welt mit den eigenen Erkenntnissen beglücken zu dürfen und dafür auch noch viel Geld zu bekommen?
    Das Korsett des Mainstream ist mittlerweile so eng, dass jeder Hobbyblogger mehr Freiheit genießt, seine Gedanken akzentuiert auszudrücken. Die Angst, in den Redaktionen in Ungnade zu fallen, ist so groß, dass die meisten Journalisten nur noch kantenfreien Matsch abliefern. Diese Schreibe ist langweilig und somit nix wert. Der Untergang der traditionellen Medien basiert zum großen Teil auf dieser Tatsache.
    Womit wir bei der Zukunft wären. Wirklich frei sind nur Schreiberlinge, die von ihrem geschriebenen Wort nicht leben müssen. Das sind die Millionen Hobbyschreiberlinge im Internet. Dort sind mittlerweile die Textperlen zu finden, die man im Journalismus vergeblich sucht, wenn auch in einer zumeist üblen Masse vergraben.
    Wer Schreiben zu seinem Beruf machen will, ist für diesen Beruf nicht geeignet.

  28. @ bernhard

    eine freude, so gute gedanken so gut formuliert zu finden.

    bin auf den beitrag beim googeln auf die frage, wieviele journalisten bei der sz arbeiten, gestoßen.

    interessant ist die wirtschaftslage der sz und der swm-holding:
    der verschuldungsgrad (fremdkapital usw.) liegt im milliardenbereich.
    dem stehen vor allem luftaktiva wie firmenwert/good will gegenüber…

    mit anderen worten:
    wer immer die kapitalgeber und gläubiger sind: sie müssen starke motive haben, eine solche pleiteveranstaltung weiter zu finanzieren.

    wer das nato/us-hörige außenressort der sz genießt, darf über den hintergrund des engagements spekulieren…

    die ausgangsfrage nach der zahl der festangestellten und freien redakteure der sz ist kaum zu beantworten, da alle fragen dazu als betriebsinterna abgeblockt werden.
    schätzungen liegen bei 150 festen, die sich ungleich auf die ressorts verteilen.

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