Diesen Text habe ich für das Live-E-Book der Veranstaltung geschrieben, das kostenlos heruntergeladen werden kann.
Wenn Nerds sich unterhalten, fliegen die Fachbegriffe nur so durch die Luft. Das gilt genau so für Journalisten-Nerds. Scrapen? Coden? Der gemeine Kollege versteht nur Bahnhof. Zwischendurch wird von der Symbiose aus „Mann und Maus“ gesprochen – wo bleibt der #aufschrei? Journalisten sollen programmieren können, ohne Programmier sein zu müssen. Wäre auch schlecht für den Verleger, schließlich müsste er Programmierer besser bezahlen als Journalisten. So entsteht schon ein „War of talents“, denn in der Nicht-Medien-Welt verdient jeder Programierer mehr als im klassischen Journalismus. Intrinsische Motivation ist also gefragt. Doch wie schon Dominik Brück auf Twitter kund tut:
„Wenn mich jemals Geld motiviert, höre ich auf Journalist zu sein.“
Das Schöne an den Daten: „Datenjournalismus hat einen hohen Wahrheitsgehalt, weil nur mit Fakten gearbeitet wird“, sagt Sascha Venohr, Head of Data Journalism
bei ZEIT ONLINE. Fakten, die trotzdem geprüft werden müssen. Das Dreigestirn aus Journalist, Programmierer und Designer kann das mit vereinten Kräften stemmen. Im Verlag mit entsprechenden Ressourcen kann das durchaus realisiert werden, der Einzelkämpfer schaut in die Röhre. Gefragt sind Tools, die quasi idiotensicher zu bedienen sind. Tools, in die man die Daten rein schmeißt, die validieren können und grafisch aufbereiten können. Das Ganze bitte als Open Source, damit NSA und Co. keinen Zugriff auf unsere Recherchen kriegen. Haben sie sowieso – wissen wir doch. Dann bitte noch die Verschlüsselung einbauen. Und das alles betten wir in eine supertolle Verkaufsplattform ein, mit der ich meine Ergebnisse sofort verkaufe. Oder meiner Crowd zugänglich mache, weil ich das ganze Geld für meine Arbeit bei der Crowd eingetrieben habe. Das Fazit aus dem bisher gehörten ist die Aufforderung an jeden einzelnen:
„Kümmer Dich drum!“
Von Crowdfunding bis zur Service-Agentur
Journalisten sollen auf der einen Seite unabhängiger von Verlagen werden, denn Plattformen wie Krautreporter wollen Verlage quasi überflüssig machen. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Kein Verlag wird überflüssig. Aber wenn mit Crowdeinsatz Projekte gemacht werden können, die sonst keiner finanziert, why not? Auch hier ist der Einzelne zwar gefordert wie nie zuvor, aber vielleicht überfordert? Ein erfolgreiches Crowdfundingprojekt braucht anscheinend keine gute Idee, sondern nur ein gutes Video.
Am besten einen oscarreifen Trailer a là Hollywood. Kann man auch mit dem Smartphone machen und ihn unterwegs schneiden und hochladen – das nennt sich dann Mobile Reporting. Es gibt keinen Kameramann mehr, den haben sich viele Sender schon gespart. Die kurzzeitige Erscheinung der Videojournalisten hat sich damit ebenfalls überlebt.
Meinung: Damit der Einzelne nicht so allein ist, soll der DJV eine Service-Agentur gründen. Bei aller Liebe, aber für mein eigenes Business und meine eigene Fortbildung bin ich als Freier Journalist schon selbst zuständig. Sonst kann ich mich auch anstellen lassen. Aber Unabhängigkeit ist gut. Und wenn ich meine eigene Crowd habe, kann ich die Crowd zur Finanzierung nutzen. Der eigenen Crowd Werbebotschaften servieren. Zum Beispiel mit Sponsored Posts in meinem Blog. Klar, das geht. Bis die Crowd genervt ist und schließlich schrumpft. Und dann hat keiner mehr was davon. Social Media bis zum Umfallen, automatisiert in allen Kanälen. Nicht nur für Nerds, sondern Teil des Selbstmarketings. Viele JournalistenInnen fremdeln. Warum nur? Ist es der Rückkanal der abschreckt? Die Tatsache, auf einmal eine direkte Reaktion zu bekommen. Dass man auf der Straße angesprochen werden kann, Kommentare auf Facebook bekommt, die ganz schnell unter die Gürtellinie gehen können? Die viel propagierte Eierlegendewollmilchsau ist doch längst Realität. Da kommt es auf das bisschen Programmieren nun auch nicht mehr an.
Ein Kommentar zu “Besser Online-Nachklapp Teil 1: …war dann doch zu nerdig”